Urlaub auf Schneiders Hof (derzeit geschlossen)

Geschichtliches

Gebäude und Einrichtungen

Unser Hof ist nachweislich seit dem Siebenjährigen Krieg in Familienbesitz. Zu dem für unsere Region typischen Dreiseithof gehören 15 ha Nutzfläche und 1,5 ha Wald. Das entsprach etwa dem Maß einer altdeutschen Hufe, der Bauer wurde deshalb Hüfner genannt. Nach einem Brand im Jahre 1812 wurden die Gebäude des Hofes in ihrer heutigen Form wieder aufgebaut, die Scheune wurde von meinem Urgroßvater allerdings nochmals um 4 m verbreitert. Mitte des 19. Jh. wurde ein Göpel angeschafft, ein Gerät, vor das Ochsen oder Pferde gespannt wurden, die im Kreis liefen und über ein Holzzahnrad die Dreschmaschine antrieben. 1913 bekam der Hof Elektrizitätsanschluss, seit 1920 wurde die Dreschmaschine dann mit Strom angetrieben, 1925 kam ein Heuaufzug hinzu, den wir noch heute zur Bergung des Heus benutzen. In der hinteren unteren Hälfte des Wohnhauses lag der Kuhstall. Bis 1971 beherbergte der Stall 14 Kühe und 5 Jungrinder. Der Boden des Wohnhauses wurde als Getreidespeicher genutzt. Bis 1962 mußten die Getreidesäcke (1 Zentner) auf den Schultern über drei Treppen bis hinauf auf den Boden getragen werden. Danach erleichterte ein Sackaufzug die schwere körperliche Arbeit. Pferde und Schweine waren im Seitengebäude untergebracht. 1971 mußte der Viehbestand in die LPG eingebracht werden.

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Bewirtschaftung

Lange Zeit unterlagen die Hüfner dem Flurzwang, die Bewirtschaftung des Landes war also vorgeschrieben. Erst nach der Aufhebung des Flurzwanges konnten die Bauern die Fruchtfolge selbst festlegen, wodurch auch landwirtschaftliches Fachwissen Einzug hielt. Mein Großvater ging Anfang des 20. Jh. auf die Landwirtschaftsschule in Freiberg und setzte die erworbenen Kenntnisse auf dem Hof um. Er teilte den Acker in zwei siebenfeldrige Fruchtfolgen, die bis 1960 beibehalten wurden. Die erste Anbaufolge bestand aus: Kartoffeln, Weizen, Rüben, Hafer, Roggen, Rotklee, Grasbrache; die zweite aus: Kartoffeln, Weizen, Roggen, Rotklee, Grasbrache, Hafer, Roggen. Die Einnahmequellen auf unserem Hof lagen bis in die 60er Jahre vorwiegend im Milchverkauf. Außerdem wurden Getreide und Kartoffeln sowie an die Fleischer Schweine und Kühe verkauft. Als ich 1957 die Lehre auf unserem Hof begann, wurde der Betrieb noch ausschließlich mit Pferden bewirtschaftet. Zum Gut gehörten 3 Pferde, 14 Kühe, 2 Färsen, 2 Jungrinder, mehrere Kälber, ca. 20 Schweine, 4 Schafe und 100 Hühner. Drei Generationen arbeiteten auf dem Hof, die Großeltern, die Eltern und der Sohn.

Alltag

Ein typischer Tagesablauf sah so aus: Der Großvater weckte alle Familienmitglieder pünktlich um 5 Uhr. Anschließend wurde bis 6.30 Uhr das Vieh gemistet, gefüttert, die Kühe gemolken, die Pferde geputzt, die Milch zur Sammelstelle gebracht. Danach wurde bis 7 Uhr gemeinsam gefrühstückt. Um 7 wurden dann die Pferde eingespannt und zunächst Grünfutter für den Abend und den nächsten Morgen geholt. Dann wurde bis Mittag je nach Jahreszeit die anfallende Feldarbeit verrichtet. Dazwischen gab es gegen 9 das zweite Frühstück auf dem Feld. Von 12 bis 1 war Mittagspause für die Pferde, die Familienmitglieder mußten allerdings noch Kühe melken und die Pferde füttern, bevor sie selbst das Mittagsmahl einnehmen konnten. Danach wurde bis 17 Uhr die Feldarbeit fortgesetzt. Bis 18.30 Uhr mußte das Vieh gefüttert und die Kühe wieder gemolken werden. Das anschließende Abendbrot beendete - außer in der Erntezeit - den Arbeitstag. Im Winter konnte man morgens eine Stunde länger schlafen. Anstelle der Feldarbeiten wurden Getreide gedroschen, Häcksel geschnitten, Waldarbeiten verrichtet oder Pferde ausgefahren. An kalten Tagen wurden Besen gebunden, Strohseile gedreht, Feuerholz gesägt, Maschinen und Geräte gewartet, Stricke geseilert, Säcke geflickt und Federn geschlissen.

Von Karl Schneider